Ellopos Home  

Home of the European Prospect
   
Eckhart Start Page

    Meister Eckhart Home / Works by Meister Eckhart - Quotes / Inspired by Eckhart / Studies / The Papal Condemnation / Mail & Announcements / Links / Books


FRIEDRICH HEER

Meister Eckhart

From Eckhart, Predigten und Schriften, ausgewaehlt und eingeleitet von Fr. Heer, Frankfurt/M-Hamburg 1956


PLATO

ARISTOTLE

THE GREEK OLD TESTAMENT (SEPTUAGINT)

THE NEW TESTAMENT

PLOTINUS

DIONYSIUS THE AREOPAGITE

MAXIMUS CONFESSOR

SYMEON THE NEW THEOLOGIAN

More...


Time and Creation in Gregory of Nyssa and Meister Eckhart
Time and Creation
In Gregory of Nyssa and
Meister Eckhart

Page 23

Ist die Liebe überwunden, dann steht nichts mehr der Rückführung des Menschen in den Zustand vor der Schöpfung im Wege. Es ist die Grundabsicht der Eckhartischen Denkmystik, "den Menschen hinter die Schöpfung zurückzuverwandeln". In der Abgeschiedenheit - sie ist die höchste Tugend - wird der Mensch wieder so "wie da er nicht war". Eckhart läßt "das Geschöpf sozusagen wieder in den Schöpfer hineinschlüpfen und zum vorkreatürlichen Gedanken Gottes werden". Der Mensch und alle Dinge fließen aus Gott, und sollen zurück­fließen in den vorkreatürlichen Zustand: in das "Nichts" der reinen Gottheit. Auf diesem Wege in das "Nichts" muß die Seele sogar das Höchste und Letzte der abendländischen Chri­stenheit überwinden, die Trinität, den dreifaltigen Gott. Auf diesen berufen sich alle Staatsurkunden Europas vom 9. bis 19. Jahrhundert (erst der antitrinitarische Sektierer Wilson setzt 1918 durch, daß sie in den Vertragswerken am Abschluß des ersten Weltkrieges nicht mehr genannt wird). Am Um­denken und Um-Denken der Trinität, einmal in eine imma­nente Ein-Gottheit, zum anderen in den neuen Ternar "Frei­heit, Gleichheit, Brüderlichkeit", zum dritten in den innerweltlichen Produktionsprozeß, entfaltet sich das europäische Denken bis zur Gegenwart, in der Jung und andere die Trini­tät zu einer Quaternität weiterentwickeln wollen. Für Eckhart hat, wie wir unten sehen, die Trinität eine sehr große Bedeu­tung für seine Geist-Spekulation. Um so wichtiger seine Ma­xime: auch die Trinität muß überwunden werden. Eckhart fordert den Durchgang durch sie und über sie hinaus in die "Wüste der Gottheit". Wir sollen, wie den "Sparren" aus unserem Auge, alles "Gemächt" aus uns "hinauswerfen", das uns an der Einung mit der Gottheit hindert. "Und weil nun auch die Seele ein Gemächt ist, so muß sie sich aus sich selber werfen. Und auch aus sich herauswerfen alle Heiligen, samt Unserer lieben Frau, als die alle nur Gemächte sind." Eck­harts religiöser "Nihilismus" ist hier vielleicht infiziert von den damals bereits vor allem im niederdeutschen Raum star­ken bilderstürmerischen Bewegungen, sicher vom Purismus, vom Säuberungswillen des religiösen Nonkonformismus des Mittelalters, der ja nicht nur in Waldensern und Katharern, sondern auch in den zahlreichen Zirkeln der "Stillen im Lande", der Beghinen, Begharden und anderer Vorläufer der Devotio moderna sich bekundet. Dieser religiöse, mystische "Nihilismus" enthält eine erste umfassende Ideologie-Kritik, indem er den "Gott" vieler Frommer, Halbfrommer und Un­frommer als einen Ab-Gott, einen Götzen zu erweisen sucht, als eine religiöse Ideologie zur Tarnung und Abschirmung aller möglichen ständischen, individuellen, auch seelischen und geistigen "Interessen". Nirgends wird vielleicht der Gegen­satz Eckharts zu Augustin (von Volpe, Faggin, Amstutz und anderen mit Recht stark herausgearbeitet) kontrastschärfer sichtbar als hier. Eckhart beruft sich oft auf Augustin als seinen Kronzeugen, er deutet diesen aber ganz unbefangen um, wie er es für seine Zwecke braueht, und hat hier einen gemäßigten Vorläufer in Thomas von Aquin (worauf Hertling bereits 1915 verwies). Augustin und Eckhart betonen emphatisch die creatio ex nihilo, die Schöpfung aus dem Nichts. Für Augustin aber ist das Nichts einfach Nichts. Für Eckhart ist das Nichts die Fülle der Gottheit. Dieses Nichts ist die Urform der Speku­lation um das "Nichts" und das "Nichten" bei Hegel, Heidegger, Sartre, es ist immer gegen einen verengten, erstarrten und sehr positionsbezogenen auch "politischen" Gottesbegriff der Kirchen und Konfessionen gewandt; und es sucht die alten Mittler als heillos zu erweisen: die Väter, Priester, Könige der alten Welt, nicht zuletzt auch Christus. Eckhart, der Weise, der Meister des reinen Denkens, braucht den historischen Chri­stus und die Heilsgeschichte nicht, beide werden kaum er­wähnt in seinem Werk; er braucht ihn nur, wie auch sonst ein Philosoph einen Begriff für sein System "braucht", weil er den in der Abstraktion verschwindenden Gott wenigstens im Ab­bild haben will und seinen Hörern doch etwas "vorstellen" will und muß.

Previous Page / First / Next

 Add a Note !

Friedrich Heer on European Mysticism - Eckhart, Tauler and Suso

More studies on Meister Eckhart ||| Eckhart Home

Elpenor Editions in Print

IN PRINT

Rediscovering the Path to Europe Henrik Ibsen, A Doll's House

Learned Freeware

get updates 
RSS Feeds / Ellopos Blog
sign up for Ellopos newsletter:


ELLOPOSnet