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ERICH SEEBERG

Meister Eckhart

II. Philosophische Grundbegriffe


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THE GREEK OLD TESTAMENT (SEPTUAGINT)

THE NEW TESTAMENT

PLOTINUS

DIONYSIUS THE AREOPAGITE

MAXIMUS CONFESSOR

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Time and Creation in Gregory of Nyssa and Meister Eckhart
Time and Creation
In Gregory of Nyssa and
Meister Eckhart

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2. Kompliziert und doch geklärt wird das hier vorliegende Problem durch die Frage, ob das Sein intelligere ist. In seiner Disputation mit dem Minoriten Gonsalvi bejaht Meister Eckhart diese Frage [12]. Auf den ersten Blick scheint diese Bejahung den Grundgedanken "Gott ist Sein" in Frage zu stellen. Meister Eckhart wäre dann nicht Ontolog, sondern Idealist, wenn man die Sache mit unsern Begriffen ausdrücken darf. Aber wenn man das Problem, um das es sich handelt, so formuliert: Ist Gott qualifiziertes, sich selbst auslegendes Sein?, oder - tiefer gegraben - ist Gott "der Sohn" und hat nicht "der Sohn", in dem alle Ideen zusammengefaß t sind, ein Wesen mit dem Vater?, so wird man sehen, daß im Grund kein Widerspruch zwischen den beiden Aussagen vorliegt. 

Das Interesse, das den Meister leitet, wenn er Gott als intelligere bezeichnet, ist zunächst dies, das göttliche Sein so möglichst weit vom irdischen Sein und erst recht vom Sosein zu scheiden [13]. Gottes Sein ist im Sinn der negativen Theologie des Areopagiten das "Ganz andere", daher überströmend, lebendig, geistig, Intellekt; d. h. also nicht Denken, sondern Schauen und Denken in eins, die höchste Abstraktion, in der Subjekt und Objekt eins sind, puritas essendi, oder - auch - "der Sohn". Und damit zeigt sich schon die Richtung an, in der die Frage zu lösen sein dürfte; sie löst sich schließlich von der neuplatonischen Trinitätslehre her, in welcher der "Sohn", der Intellekt, auch eines Wesens ist mit dem "Vater", dem absoluten Sein. 

Bestimmend ist auch für diese Formulierung zunächst die neuplatonische Tendenz, Gottes Art wegzurücken aus der Sphäre des menschlichen Denkens und in Bezug auf Gott nur negative Begriffe zuzulassen. Man kann von Gott, wie der Areopagite eingeschärft hat, immer nur sagen, was er nicht ist. Und dieser Tendenz kommt die neuplatonische Emanationslehre entgegen. Ihr entsprechend wird das "Am Anfang war das Wort" so ausgelegt, daß der mit dem Vater ein Wesen habende Sohn die Ideen in sich enthält, nach denen das Leben gebildet wird. In principio erat verbum, quod ad intellectum omnino pertinet, ut sic ipsum intelligere teneat primum gradum in perfectionibus, deinde ens vel esse [14]. Gott ist Sein, d. h. alles Leben ist als Leben ohne jede Bestimmung Gott. Gott ist Intellekt, d. h. Gott ist das "höhere Sein", das weder vom Subjekt noch vom Objekt her bestimmt werden kann, und das "seine eigene Substanz im Bereich der Intellektualität hat" [15]. Deshalb hat Gott die Welt nicht aus Zwang geschaffen, sondern das "Prinzip", in dem er Himmel und Erde schuf, ist natura intellectus. Der Intellekt oder "der Sohn" ist also das Prinzip des Alls [16]. Deshalb hat Gott Himmel und Erde im "Sohn" geschaffen, der das Bild Gottes und die ratio idealis ist [17]. Sic ergo deus creavit omnia in principio, i. e. in ratione secundum rationem idealem; alia quidem ratione hominem, alia leonem et sic de singulis [18].

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