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FRIEDRICH HEER

Meister Eckhart

From Eckhart, Predigten und Schriften, ausgewaehlt und eingeleitet von Fr. Heer, Frankfurt/M-Hamburg 1956


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Time and Creation in Gregory of Nyssa and Meister Eckhart
Time and Creation
In Gregory of Nyssa and
Meister Eckhart

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Der Mensch produziert Gott aus sich heraus, "ich bin selber Gott" und "alle Besonderung, alle Persönlichkeit (wird) wieder aufgelöst in die Mutterlauge, aus der sie herausgelöst war". Hier anknüpfend, versetzt mit Böhmescher deutscher Naturmystik und einem mystizistischen Biologismus, vermochte dieser "Meister Eckhart" zum Kronzeugen und Lehrmeister der neueren Stürmer und Dränger zu werden. Das eigentümlich Deutsche in Eckhart und die ihm einwohnende Radikalität werden hier vulgarisiert - es wäre aber allzu billig, selbst der vulgärsten und gefährlichsten Eckhart‑Nachfolge dieser "Bewegten" einen konkreten Anknüpfungspunkt beim wirklichen Eckhart ableugnen zu wollen. Diese heikle Situation im deutschen Raum wird noch akzentuiert durch die Tatsache, daß die am stärksten wirkenden, weite Kreise direkt und indirekt influenzierenden Männer der Gegenwart und unmittelbaren Vergangenheit eckhartisches Erbe vertreten: unter ihnen Rilke, Heidegger, Jung, Jaspers. - Hegel hatte sich bereits an Eckhart, den ihm Baader vermittelte, begeistert und in ihm einen seiner Vorläufer gesehen (Werke, ed. Lasson XII, 257), Schelling weist mehrfach verwandte Züge auf. Schopenhauer liest Eckharts deutsche Predigten und meint, hier liege "ein rechter Beleg zu meiner Philosophie" vor (Briefe, ed. Grisebach. Reclam p. 379). - "Ich fühle also: daß wir die Ahnen eines Gottes sind und mit unseren tiefsten Einsamkeiten durch die Jahrtausende vorwärtsreichen bis zu seinem Beginn. Das fühle ich." (Florentiner Tagebuch 139 f.) Rilkes Mystizismus, sein eigentümliches religiöses Erlebnis weist immer wieder überraschende Perspektiven auf, die zu Eckhart führen; ganz in der Sprache Eckharts (die ihm über das "Böhmische", über Prag, in dem sich seit Eckharts Tagen viel Mystik, Gottschwärmerei und Mystizismus hielten, zufloß) schildert Rilke ein Erlebnis in der Nacht des 26. September 1899: es ist ihm "offenbart worden, daß die Wurzel Gott eines Tages Frucht tragen werde". Diese Frucht ist, um mit Eckhart zu sprechen, "der göttliche Mensch" (vgl. den Text Eckharts bei Schulze-Maizier 385 f.), der zu Gott reifende, werdende Mensch, den Rilke mit Worten schildert, die wie Exzerpte aus Eckhartischen Predigten kIingen: "Der Mensch weiß noch nicht,... er ist noch nicht; aber in dem Maße, in welchem er Schmerzen und Tod bejaht, um sie in sich zu verwandeln und sie ins Unsichtbare zu erhöhen, erhebt er sich selber dem Engel entgegen, unternimmt er den Aufstieg zum reinen Sein." Rilke flieht St. Peter in Rom; dieser mächtige Kirchenbau erscheint ihm wie "eine hohle Puppe", so wie Eckhart und die Gottesfreunde sich von den "Mauerkirchen" und der Mauer- und Machtkirche innerlich absetzen, in der sie Gott, Geist, Leben nicht mehr zu erkennen vermögen - und Rilke steht in seinem Neid auf Christus, in seinem Protest gegen das "Telephon Christus, in das fortwährend hineingerufen wird: Hallo, wer dort? und niemand antwortet" in einer letzten Dimension Eckharts Hinausdrängen und "Hinauswerfen" aller Heiligen, Marias, Christi, ja "Gottes" nahe. Er stimmt mit ihm in dem unbändigen Willen des Schöpferischen Menschen überein, über alle Götter und über "Gott" hinaus in den Schoß der Gottheit einzudringen. Was Rilke als "Schoß" verehrt, spricht Heidegger als "Sein" an - sie alle sind, mit Eckhart, unbewußt und bisweilen sogar ungewollt, Denker der Muttermacht, des Schoßes, und voll von Ressentiment gegen den "Vater", die Autorität der Ratio und Raison.

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