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FRIEDRICH HEER

Meister Eckhart

From Eckhart, Predigten und Schriften, ausgewaehlt und eingeleitet von Fr. Heer, Frankfurt/M-Hamburg 1956


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THE GREEK OLD TESTAMENT (SEPTUAGINT)

THE NEW TESTAMENT

PLOTINUS

DIONYSIUS THE AREOPAGITE

MAXIMUS CONFESSOR

SYMEON THE NEW THEOLOGIAN

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Time and Creation in Gregory of Nyssa and Meister Eckhart
Time and Creation
In Gregory of Nyssa and
Meister Eckhart

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Halten wir zunächst zwei Bezüge fest. Da ist es zunächst das alte Anliegen des Mystikers: der Mystiker kämpft gegen die Sprache, weil Gott sich in der Stille, im Schweigen, im Unsagbaren aussagt, und er kämpft um die Sprache (Josef Quint). Er ist Sprachgegner (und bekundet das immer wieder in der Gewalttätigkeit, mit der er die Sprache behandelt, ihre Gesetze, ihre Worte) und Sprachschöpfer. Seine Sprachmittel, die Paradoxie, die Hyperbel, Häufung, Antithese, Verbindung von Position und Negation, Zusammenklang der Gegensätze, sein Ja und Nein sprengen die festen Formen der Sprache auf: das Poetische, das Anarchische, das Nihilistische in Eckharts Sprach-Denken kommen zum Teil von diesem Bemühen des Mystikers her, wobei hier das "Nihilistische" negativ und positiv verstanden werden will: als eine Ver-Nichtung von starren Formen, die den Menschen von der Gottheit trennen, und als eine Zerstörung von Formen, ohne die es kein konkretes Leben auf Erden gibt. Der zweite Bezug: Eckharts Bemühen, das lateinische Denken der revolutionären theologischen Intelligenz seiner Zeit einzudeutschen, wobei festzuhalten ist, daß Eckhart mitten im Großkampf zwischen dem thomasischen und skotistischen Denken steht, in vielen Momenten ganz auf der Seite seines Ordensbruders Thomas stehend (überall dort, wo es um das "Sein" geht), nicht selten aber auch Duns Scotus folgend (in seinem Bedenken der "Gnade").  Er will die beiden Giganten in seinem eigenen Denken vereinen, versohnen, überhöhen, ja überwinden. So verstärken sich die Schwierigkeiten seiner eigenen Sprachfindungen bereits durch die verschiedenen geistigen Orte, auf die er sich bezieht (der vielfache Vorwurf gegen Eckhart, "Eklektiker" zu sein, hat von hier aus eine gewisse Berechtigung). Ein Altmeister deutscher Mystik-forschung, Philipp Strauch und ihm haben sich jüngere Kräfte, wie Benno Schmoldt, angeschlossen -, stellte fest: die Kenntnis des lateinischen Wortschatzes Eckharts ermöglicht einen sicheren Zugang zu seinen deutschen Worten. Wir müssen ergänzen: in vielen Fallen, aber keineswegs in allen. Selbst die Herausgeber und Kommentatoren der großen kritischen Eckhartausgabe, an der Spitze Erich Seeberg und Josef Quint, müssen bekennen, daß sie und ihre Mitarbeiter, die besten Eckhartkenner heute, in vielen Fallen nicht übereinstimmen bezüglich der Übersetzung von lateinischen und noch mehr von deutschen Sätzen, Konstruktionen und Wortbildungen Eckharts. "Die deutschen Termini sind verschwommen gegenüber den lateinischen Definitionen." Sie sind nicht selten nicht nur "verschwommen", sondern doppeldeutig, mehrdeutig, schillernd, mehrgesichtig. Relativ einfach sind Fälle, wo der Forscher feststellen kann: "Die Doppeldeutigkeit des niht als nichts und das Nichts ist wohl vom Prediger beabsichtigt" (Deutsche Predigten, hg. v. Quint, Predigt 11, S. 187). Wie häufig aber sind die Fälle, in denen ein Wort sehr Verschiedenes bedeutet, ansagen kann Eckhart zieht hier verschiedene Register auf, spielt auf verschiedenen Motivbändern seinem Publikum auf, reizt dieses zu diesen und jenen Folgerungen an. Ein relativ einfaches Beispiel, das Wort "eigenschaft" in der Predigt Nr. 2 (Quint 21 ff.): was alles schwingt hier mit und kann nicht mit einem Wort wiedergegeben werden! "Eigentum" schwingt noch mit, "Eigenschaft" (als Abstraktum) noch nicht! Das Wort schillert vielmehr zwischen lat. proprietas und qualitas, zwischen nhd. "Eigentum", "Eigenheit", "Eigenschaft", "Eigentümlichkeit", und Eckhart verwendet es im vorliegenden Falle in noch feiner nüancierten Bedeutungsschattierungen, die oft nur umschreibend verdeutlicht werden können. Wir wählen dieses Beispiel: bekanntlich basiert die europäische Wissenschaft Geisteswissenschaft, Theologie, Philosophie, Naturwissenschaft auf dem Ringen um ein Messen und Wägen, um eine Ortung der Eigenschaften und Eigentumsverhältnisse und Westeuropas politisches Alphabet, politischer Humanismus mit seinen Gewaltenteilungen, Rechtssetzungen und Eigentumsordnungen, seinen Freiheiten und Menschenrechten basiert auf eben demselben Bemühen um eine genaue, rechtlich verbindliche Festlegung zuallererst immer wieder auch im Wort, in seiner Satzung. Eckhart aber hebt jede Satzung auf und überspielt, im Wortüberschwang, auch seine eigenen Satzungen immer wieder.

 

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